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Die Zeit der Kleinsiedlungen

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Bis ins 13. Jahrhundert war die Paderborner Hochfläche dicht besiedelt mit sog. Kleinsiedlungen. Der das heutige Hamborn umfassende Bereich war dazumal Siedlungsraum von mehreren kleinen Siedlungsflecken.

1. Die Obödienz Esbechtinghusen geht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Die Äcker lagen im Süden Paderborns, schwerpunktmäßig vor der alten Landwehr um und zwischen Quer- und Ettlerweg. Sie verteilten sich aber darüber hinaus bis in den Quergrund und hoch bis zur „Hilligen Seele“, wo die Obödienz auch Wald besaß, das sogenannte Obödienzholz. Von den insgesamt 424 Morgen Land der Obödienz Esbechtinghusen waren große zusammenhängende Flächen fest mit Meiern besetzt, die Obödienz besaß aber auch einige freie Flächen, die an wechselnde Pächter vergeben wurden. Der Bauer Meschede vom Schultenhof zu Hamborn hatte im Jahre 1779 16 Morgen gepachtet gegen 3 Scheffel Hafer.

2. Die Siedlung Queden befand sich an der Stelle, wo auch der Querturm stand, ein Wehrturm. Der Name Querweg leitet sich ab von Quedener Weg. Die Siedlung wird etwa dort gewesen sein, wo sich heute das Gehöft am Abzweig des Knickweges befindet. Dort kreuzte auch der Frankfurter Weg den Querweg Richtung Stern.

3. Othelminchusen/Othelminghusen war eine Siedlung in Verlängerung des Querwegs außerhalb der Paderborner Landwehr. Sie wird wohl noch auf der Hochfläche, etwa im Bereich des Grenzwegs gewesen sein. Othelminchusen war ein Pachtlehen des Dompropstes. Es gelangte in den Besitz des Domherrn von Oeynhausen, danach gehörte es der Paderborner Patrizierfamilie Schnarmann. Diese Familie, erst um 1400 aus Marsberg nach Paderborn umgesiedelt, war sofort Mitglied der Paderborner Oberschicht und stellte zwischen 1411 und 1579 sieben Familienmitglieder als Bürgermeister oder Kämmerer der Stadt.
Othelminchusen ging von den Schnarmanns an die Familie v. Plettenberg, dann Steinhausen, schließlich an die Familie von Fürstenberg. Die Äcker wurden von Bauern aus Nordborchen und Busch bewirtschaftet. Das zu Othelminchusen gehörige Waldstück in Hamborn (die heutige Hamborner Schweiz) trug lange Zeit den Namen „Schnarmanns Busch“. Ludolf Schnarmann, Bürgermeister zu Paderborn, war im Jahre 1525 an der Zusammenstellung der Punkte, Artikel und Rechtsurkunden beim Holzgericht zu Borchen für das Kloster Abdinghof tätig.

4. Unscher/Wunscare war eine Siedlung im Talbereich von Hamborn, dort wo der verlängerte Querweg auf die Kirchborchener Straße mündet. Im Namen Wunscare steckt das Mittelhochdeutsche „scâr“ = Einschnitt. Möglich, dass damit das Despental gemeint ist oder die Einschnitte am westlichen Ende des Despentals. Die Flächen westlich oberhalb dieser Einschnitte trugen jedenfalls später noch den Namen Wünscherfeld und Münsker Feld, das Tal darunter Münsker Grund. Diese Namen leiten sich von Wunscare ab. In den dortigen Talfeldern sind mehrfach Keramikscherben gefunden worden. Ich selbst habe dort eine Spinnwirtel gefunden, die aus dem späten Mittelalter stammt und vermutlich aus den Manufakturen um Siegburg stammt. Eine Ortsbegehung mit einem Stadtarchäologen konnte keine Besiedlungsspuren zu Tage bringen, da früher aber eine Verbindung von der heutigen Kirchborchener Str. quer durch das Tal in den Talgrund Schlichten führte, besteht auch die Möglichkeit, daß dort, vielleicht am Wegrand, Siedlungsschutt abgeladen wurde, vielleicht ist aber auch eine Grube (Brunnen?) verfüllt worden. Am dortigenWaldrand gefundene Glasschmelze könnte auf eine Keramikwerkstatt hindeuten oder auf eine Glashütte, wahrscheinlicher ist aber, daß dort ein Kalkbrennofen existierte. Genaueres kann erst eine chemische Untersuchung der Glasschmelze bringen.
„Unnenscare“ gehörte zum Kloster Abdinghof, wie Papst Eugen III. im Jahre 1146 in einer Urkunde bestätigte.
Aus einer Urkunde von 1520 geht hervor, daß ein Kirchborchener Hof “Unscherland” mit 202 Morgen vom Kloster Abdinghof mit den Colonen “Hencke Toellen, Deppe Heger, Menne Heger, Hinterbliebene des Evert Toellen, Hinterbliebene des Johann Meschers” besetzt war. (Quelle: Grothmann, Borchen)

5. Schlichten ist eine Siedlung gewesen am Kreuzungspunkt Husener Straße und der alten Straße zwischen Kirchborchen und Eggeringhausen. Der Name Schlichten leitet sich ab vom Mittelhochdeutschen „slihte“ = ebene Fläche. Die heutige Feldflur „Schlichten“ war um 1500 zum größeren Teil noch Abdinghofer Gehölz. Im Raum der wüsten Siedlung hatte Abdinghof den „Jungfern von der Gokirche“ ein Gehölz abgetreten, welches von den Nonnen gerodet und „in Zuschlag“ genommen wurde.

6. Eilhardinghusen ist eine Siedlung, die im Bereich der Kapelle zur Hilligen Seele angenommen wird. 1520 gehörte der Hof „Eilhardinghusen“ zum Kloster Abdinghof.

7. Hamborn mit dem Siedlungsort an der Stelle des heutigen Zentrums auf dem Schlossberg ist als einzige der alten Kleinsiedlung heute noch bekannt und bewohnt. Die Felder zu den zwei Höfen lagen zum Teil im Schlichten, teils im Tal, der größere Teil aber auf dem Binderfeld. Der Name war früher Hanbrunnen, Hohenborn, Hombornen, bis ins 19. Jahrhundert hieß es „der Hamborn“. Die Bedeutung des Namens besteht aus den beiden Namensteilen „Born“ oder „Brunnen“, also Wasser (nicht unbedingt eine Quelle) und dem Mittelhochdeutschen vorgesetzten „Ha“, was immer „auf der Höhe“ bedeutet. Die Siedlung muss also von Anfang an über ausreichend Wasser verfügt haben.
Die Hamborner durften im 16. Jahrhundert ihr Vieh vom Quergrund über den Husener Hellweg bis an den „Bangern“ im Osten (ein Flurstück nördlich der Kapelle zur Hilligen Seele) und bis an die „Snikker-Grund“ (der obere Talgrund des Schlichtentals jenseits des Husener Weges) und den „Kellerbusch“ (eine Waldfläche nördlich des Snikker-Grunds zur Kapelle Hillige Seele hin) im Süden treiben. Nördlich von dieser Hamborner Hude (Fläche mit Viehweiderechten) war die Esbething-Hude (Hude der Obödienz Esbechtinghusen), weiter im Osten die Hudebezirke der Kämper-Bauernschaft aus Paderborn. Im Süden des Hamborner Gebietes schloss sich das Land des Klosters Abdinghof an.

Desweiteren werden im Hamborner Bereich noch vermutet die Siedlungen Evynhusen und Elderinghusen. Die genaue Lage ist nicht bekannt.

Einen Aufschluss über das Alter der Siedlungsflecken geben uns die Namensformen. Hohensile ist zweifellos ein sehr alter Name und auch Queden zählt zu den Namen, die im allgemeinen in die Zeit vor 500 gezählt werden. Auch Schlichten und Unscher/Wunscare und eben Hamborn sind eher dieser Zeit zuzuzählen. In der altsächsischen Zeit (500-800) entstanden viele Sippensiedlungen, die als ersten Bestandteil einen Personennamen enthalten (Esbechtinghusen, Othelminchusen, Eilhardinghusen).
 

Bis ins 8. Jahrhundert waren die Bauern meist freie Menschen (in dieser Gegend waren es Sachsen, bei denen auch die Bauern frei waren), die ihrem Landesherrn nur zum Kriegsdienst verpflichtet waren. Im Laufe der Zeit nahmen allerdings die Kriege dermaßen zu, daß viele Bauern sich von ihren Kriegspflichten befreien ließen und in die sog. Grundherrschaft gingen. Mit dem Begriff "Grundherrschaft" bezeichnen Historiker alle Formen bäuerlicher Abhängigkeit im Mittelalter (6.-15. Jahrhundert) und in der Frühen Neuzeit (16.-18. Jh.). Der Bauer war nicht mehr Eigentümer des Hofes, den er bewirtschaftete, sondern er besaß nur ein zeitlich befristetes oder erbliches Nutzungsrecht. Für dieses Nutzungsrecht musste er dem Grundherrn Abgaben und Dienste leisten. Das Prinzip der Grundherrschaft wurde von den Franken über die von ihnen beherrschten Gebiete ausgebreitet. Einmal in diese Abhängigkeit geraten, waren die Bauern immer mehr unter die Willkür der Landesherren geraten.
“Das Leben auf dem Land war damals hart und aufreibend. Den Mann vom Lande konnte man in der Regel daran erkennen, dass er etwas kleiner und gedrungener war. Auch trug der Bauer in seinem Leben viel Schaden davon. War er einmal von einer Mangelerkrankung betroffen, war er sein Leben lang gekennzeichnet. Mangelkrankheiten wie z.B. Skorbut traten wohl wegen des nicht gerade gut gefüllten Speiseplans auf. Die meisten mußten sich damals mit Brei, Müsli oder Suppe aus Getreide zufriedengeben. Fleisch war eine Seltenheit. Es gab nur wenig Gemüsesorten. Ihre alltäglichen Getränke bestanden aus Wasser und selbst gebrautem Bier. Der Speiseplan trug mit dazu bei, dass nur jedes zweite Kind die ersten Jahre überlebte und eine Lebenserwartung von rund 40-50 Jahren vorzufinden war. Ärzte gab es für die ärmliche Landbevölkerung nicht; man ließ sich von den Nachbarn helfen oder man war sich selbst überlassen. Im Frühmittelalter lebte der Bauer im Haus, das zum sogenannten Fahrhabe zählte, d.h. bei einem Umzug konnte man das wichtigste, was von einem Haus zu gebrauchen war, mitnehmen.” (http://www.einsteinfreun.de/egweb/unterricht/geschichte/grundherrschaft/index.php)
Erst in der Zeit, wo sich auch in der Hamborner Gegend größere Dörfer bildeten, war es überhaupt üblich, stabilere Häuser mit Ständerwerk zu bauen.

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